Warum wir reisen: Urlaub ist viel mehr als Erholung vom Alltag

Die Frage nach dem Warum ist der Antrieb hinter allem, was der Mensch tut. Das Reisen ist hiervon nicht ausgenommen. Aber warum reisen wir denn eigentlich? Was erhoffen wir uns davon? Und warum werden manche sogar süchtig nach dem Aufenthalt in fremden Ländern?

 

Der Mensch reist seit Anbeginn der Zeit. Spätestens durch die Globalisierung und die damit einhergehende Entwicklung der Wohlstandsgesellschaft hat das Reisen allerdings eine ganz andere Bedeutung erhalten als in früheren Zeiten.

 

Die ersten Menschen wanderten von einem Ort zum anderen, um Nahrung und Wasser zu finden (Badische Zeitung, 2012). Hierbei handelt es sich aber natürlich nicht um das Reisen, wie wir es heute definieren. Stattdessen waren die ersten “richtigen“ Reisen wohl religiös motivierte Wallfahrten zu den Gottheits-Tempeln der Alten Ägypter. Und auch die Alten Römer reisten viel umher. Und zwar komfortabler, als man sich das heute vorstellen mag. Im Römischen Reich wurde das Straßennetz nämlich stark ausgebaut und es gab viele Unterkünfte für Pilger sowie Geschäftsreisende. Hier konnten die Reisenden einkehren, um sich von den Strapazen ihrer Wege zu erholen. So komfortabel waren längere “Ausflüge“ damals nämlich dann doch nicht: Nur die wenigsten konnten sich ein Pferd oder gar eine Kutsche leisten und mussten somit zu Fuß aufbrechen, um eine Wallfahrt zu unternehmen oder ein Geschäft in einem fremden Ort zu tätigen (Vgl. Edith Ennen & Dietrich Höroldt, 1976).

 

Die ersten Touristen, wie es sie noch heute gibt, erblickten nach dem Zweiten Weltkrieg, sprich: Anfang der 1950er Jahre das Licht der Welt – zumindest in Deutschland. Dieser “Massentourismus“ wurde noch stärker, als das Wirtschaftswunder der 1960er Jahre einsetzte. Immer mehr Menschen konnten es sich leisten, aus der Enge der Großstadt auszubrechen und dem Alltag zu entfliehen. Somit lag der Grund für das Reisen damals, genau wie heute, in der Suche nach Erholung und Abwechslung; man wollte bzw. will neue Eindrücke sammeln und möglichst viele Leute kennenlernen, um Freunde außerhalb der Heimat zu gewinnen (Vgl. Wolfgang König, S. 305, 1997).

 

Auch wenn die Gründe des Reisens zu dieser Zeit den heutigen sehr ähneln, war bei weitem nicht an eine Reise per Flugzeug, geschweige denn an eine Pauschalreise zu denken: Fernreisen waren bis vor einigen Jahrzehnten noch so teuer, dass sie sich die wenigsten Menschen leisten konnten. Stattdessen fuhr man mit dem PS-schwachen Auto, sodass die Reise nach Italien oder in ein anderes (nahegelegenes) Land gut und gerne mehr als 24 Stunden dauerte.

 

Neben den bereits genannten Gründen für das Reisen zählen die folgenden: neue Leute kennenlernen, Erlernen der fremden Kulturen samt ihren Sehenswürdigkeiten und ihrer Küche, Lernen des bewussten Lebens auf Reisen. Es gibt natürlich viele weitere(individuelle) Gründe dafür, in ferne Länder aufzubrechen. Das folgende Zitat von A. Freiherr von Knigge fasst das Thema passend zusammen und wird auch in Zukunft nicht an Sinngehalt verlieren.

 

“Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und daß man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lässt.“

Literaturverzeichnis

 

Ennen, Edith & Höroldt, Dietrich (1976): Vom Römerkastell zur Bundeshauptstadt. Kleine 

Geschichte der Stadt Bonn, 3. Aufl., Bonn.

 

Kaiser, Sebastian (2012): Was sind Nomaden? in: Badische Zeitung, 5.01.2012, online unter 

URL: https://www.badische-zeitung.de/erklaers-mir/was-sind-nomaden--54421824.html

[Abruf: 20.04.2019].

 

Wolfgang König (1997): Massentourismus. Seine Entstehung und Entwicklung in der 

Nachkriegszeit. In: Technikgeschichte, Bd. 64, H. 4, S. 305–322.